Westernreiten ist eine Disziplin des Reitsports, die sich an die Arbeitsreitweise der Cowboys Nordamerikas im Ursprung anlehnt. Zu erkennen ist das häufig auch für Laien an der ikonischen Ausrüstung und Kleidung der Westernreiter. Da die Anforderungen im Westernreiten sich an den Anforderungen in der täglichen Arbeit der Cowboys orientieren, ist das oberste Ziel des Westernreitens die absolute Durchlässigkeit des Pferdes. In der Ausbildungsskala des Westernreitens (nach der Ersten Westernreiter Union (EWU)) ist die absolute Durchlässigkeit des Pferdes das Endziel der Ausbildung. Das Westernpferd soll ein selbstständiger Mitarbeiter des Reiters sein, welches mit minimalen Hilfen auskommt und trotzdem jederzeit das umsetzt, was der Reiter von ihm verlangt.
Wie die meisten Arbeitsreitweisen ist auch das Westernreiten eine Signalreitweise. Das bedeutet, dass der Reiter dem Pferd nur dann eine Hilfe gibt, wenn es etwas ändern soll. Die Hilfe zum Gangartenwechsel wird zum Beispiel nur einmal gegeben und das Pferd hat die Aufgabe, die neue Gangart beizubehalten, bis es eine andere Hilfe bekommt. Diese Art der Hilfengebung ermöglicht es dem Reiter sich auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren und nicht nur mit dem Reiten selber beschäftigt zu sein. Die Hilfen werden dabei immer in Form von Impulsen gegeben. Eine am Pferd liegende Wade oder eine konstante Anlehnung am Gebiss wie sie in der klassischen Dressur erwünscht sind, sind im Westernreiten also nicht gerne gesehen.
Arbeitsreitweisen zeichnen sich dadurch aus, dass grundsätzlich mit einer Hand geritten werden können muss. So haben die Reiter eine Hand frei, mit der sie der eigentlichen Arbeit nachgehen können. Auch im Westernreiten liegt ein Fokus der Hilfengebung darauf das einhändige Reiten, genannt Neck Reining, zu erlernen. Diese Zügelführung wird allerdings nur in Verbindung mit einer "Westernkandare" (Bit), einem Gebiss mit unterschiedlichen Mundstückvariationen, aber immer mit Anzügen, benutzt. Das Snaffle Bit (ein Ausbildungsgebiss, analog zur Wassertrense) wird immer beidhändig geritten. Oft anzutreffen sind auch gebisslose Zäumungen wie zum Beispiel die Western-Hackamore (bestehend aus Bosal, Mecate und der Bridle) oder das Sidepull (= Lindel). Der Sattel mit Horn und hohem hinteren Rand (cantle) bietet auch bei schnellen Wendungen eine große Sicherheit; die Zügel sind meist offen, damit sie sich nicht am Horn verheddern.
Als Arbeitsreitweise kennt das Westernreiten den leichten Trab eigentlich nicht. Trotzdem empfiehlt sich dieser Sitz insbesondere für weniger geübte Reiter mit schwungvollen Pferden bei ungenügender Versammlung und in der Aufwärm- und Lösungsphase, um den Pferderücken genau wie in allen anderen Reitweisen zu entlasten.
Eine wichtige Prämisse in der Hilfengebung im Westernreiter lautet: Hilfen sollten so fein wie möglich gegeben werden. Diese feinen Hilfen werden erst möglich, wenn der Reiter sein Pferd nicht stört, es nicht behindert und nicht irritiert. Für die Umsetzung dieser drei Punkte und damit die feine Hilfengebung braucht der Reiter eine gute Balance und ein gutes Rhythmusgefühl sowie ein hohes Maß an Horsemanship.
Bekannte Pferderassen fürs Westernreiten sind Quarter Horses, Paint Horses (gescheckte Quarterhorses), oder Appaloosas. Westernpferde werden speziell auf die Anforderungen dieser Reitweise gezüchtet. Es werden Pferde mit einer Risthöhe von 155cm und einem "quadratischem Rahmen" bevorzugt. Jedoch kann man mit fast jedem Pferd das Westernreiten trainieren. In Europa haben sich vor allem auch Haflinger einen guten Namen im Westernsport gemacht.
Was in der klassischen Dressur als Lektion bezeichnet wird, heißt im Westernreiten “Manöver“. Die Manöver fragen die Durchlässigkeit des Pferdes ab und erinnern an bestimmte Aufgaben, die es in der alltäglichen Rinderarbeit mit Pferden gilt zu bewältigen. In der Disziplin Reining wird ein Großteil dieser Manöver abgefragt. Eines der bekanntesten Manöver des Westernreitens ist der Sliding Stop. Beim Sliding Stop wird aus dem vollen Galopp heraus angehalten. Dabei senkt das Pferd seine Kruppe fast bis auf den Boden herab und schiebt dabei die Hinterbeine unter den eigenen Schwerpunkt. Durch einen speziellen Beschlag und ggf. Boden rutscht das Pferd hierdurch auf den Hinterhufen, während es mit den Vorderbeinen bis zum Stillstand weiterläuft. Dieses Manöver wird dabei fast ohne oder sogar ohne den Einsatz der Zügel geritten. Der Spin gehört ebenfalls zu den bekanntesten Manövern des Westernreitens. Beim Spin handelt es sich um eine oder mehrere (meistens vier) sehr schnelle 360°-Drehungen auf der Hinterhand. Hierbei verlagert das Pferd sein Gewicht auf das innere Hinterbein, welches während der Drehung fest am Platz stehen bleiben sollte. Ein guter Spin zeichnet sich dadurch aus, dass das äußere Vorderbein in der Drehung über das innere Vorderbein hinweg kreuzt. Ebenfalls wichtig für die Beurteilung eines Spins ist die Geschwindigkeit, in der er präsentiert wird.
Weitere Manöver sind:
Auch im Westernreiten gibt es in ganz Deutschland Turnierangebote sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene. Die Turniere sind dabei in Leistungsklassen eingeteilt, beginnend mit der Einsteigerklasse LK5 bis zur schwersten Klasse LK1. Im Westernsport gibt eine Reihe von Disziplinen, die sehr verschieden und dadurch abwechslungsreich sind.